Als sei es gestern gewesen, so erinnert sich der Autor dieser Zeilen an den 9. Dezember 2007. Es war Sonntag und der ehemalige Redakteur der Kreiszeitung hatte Dienst. Er hatte die Aufgabe gehabt, die Ausgabe des kommenden Tages für die Region Hoya / Eystrup zu füllen. Das hatte er schon so oft getan, aber diesmal war es der schwerste Sonntagsdienst seiner journalistischen Laufbahn.
Schon früh am Morgen sickerte durch, dass sich in Helzendorf ein schwerer Unfall ereignet hatte und ein junger Mann ums Leben gekommen war. Wenig später stand fest, dass es sich um den erst 20-jährigen Sven Dumschat gehandelt hat. Ein Schock für den Redakteur, der mit dem Verunglückten und dessen Eltern gut bekannt war – und die eine gemeinsame Leidenschaft teilten: Fußball in und bei der SG Hoya.
Sven Dumschat, ein riesiges Talent, war seinerzeit Kapitän des Herren-Teams der SG und hatte zwei Abende vor seinem Unfall noch gespielt. Nun sollte er nicht mehr leben? Niemand aus seinem Umfeld wollte es so wirklich wahrhaben, aber es war so. Sven Dumschat lebte nicht mehr. Trauer überall – und Fassungslosigkeit, die sich bei denen, die ihn gekannt haben, bis heute nicht gelegt hat.
Auch nicht bei seinen Eltern sowie den Angehörigen und Freunden, die noch vor Weihnachten des Jahres in der Martin-Luther-Kirche von „Svenny“, wie sie ihn liebevoll genannt hatten, Abschied nehmen mussten. Ein Fußball auf seinem Grab mit den Namen seiner damaligen Mitspieler erinnert noch heute an den überall beliebten Fußballer und Menschen, dem zu Ehren sich seine Sport-Kollegen fortan an seinem Grab zur Abfahrt zu Auswärtsspielen trafen.
Wer nun gedacht hatte, seine Eltern – Beate und Erich – würden sich komplett von ihrer Fußball-Leidenschaft abwenden, sah sich positiv getäuscht: Beide fungierten viele Jahre als Sponsoren für das Team ihres Sohnes. Sie als damalige Filmhof-Chefin, er als verantwortlicher Mann der Gothaer Versicherung, als der er auch für den TSV Eystrup und den TSV Hassel engagiert gewesen war.
Zurück zum Sonntagsdienst. Der war irgendwann vorüber. Wie er endete, daran erinnert sich der an diesem Tag wie in Trance arbeitende Redakteur nicht mehr.
Die Jahre vergingen. Bis auf wenige Ausnahmen mit Erich Dumschat unter den Fußball-Zuschauern, manchmal – vor allem bei besonderen Anlässen – auch Beate.
Dann kam der 4. Juni 2023, ebenfalls ein Sonntag. Die SG Hoya hatte ihr letztes Heimspiel in Leese zu absolvieren. Aber: Erich Dumschat war gestorben. Der nächste Schock – in Hoya, in Eystrup, in Hassel und überall im Fußball-Kreis Nienburg, wo ihn alle gekannt haben. „Ete“, wie ihn alle genannt haben, Svens Vater, lebte nun ebenfalls nicht mehr. Er ist nur 68 Jahre alt geworden. Was tun? Spielen in Leese? Nach Rücksprache mit Beate („Spielt, Ete wäre auch gekommen“) trat Hoya an. Mit deprimierter Stimmung sowie mit Gedenkminute und Trauerflor. Der 2:0-Sieg war letztlich unwichtig.
Zwei Unvergessene der SG Hoya waren plötzlich nicht mehr da. In Kürze stehen sie aber wieder im Mittelpunkt: Beim „Sven-und-Erich-Dumschat-Gedächtnisturnier“, welches die SG Hoya im Jahr ihres 50. Geburtstags organisiert hat und das sich jährlich wiederholen soll. Am Samstag, 26. Juli, spielen ab 16 Uhr die SG Hassel / Hämelhausen gegen die SG Hoya, ab 17 Uhr der TSV Eystrup gegen Hassel / Hämelhausen sowie ab 18 Uhr die SG Hoya gegen den TSV Eystrup – jeweils 45 Minuten pro Spiel, sodass alle drei Teams auf jeweils 90 Minuten Spielzeit kommen.
Die ausrichtende SG sowie die beiden Nachbarvereine hoffen darauf, dass sich zu diesem besonderen Ereignis in Erinnerung an die Verstorbenen zahlreiche Menschen als Zuschauer in Hoya einfinden, um dem Ganzen einen würdigen Rahmen zu verleihen. -- Text und Foto: Kurt Henschel